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Titel
Folgen - Roman
Personen
Hauptautorität
Laher, Ludwig
Verfasser/-in
Ressource
Buch
Umfang
205 S.
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2005
Erscheinungsort
Innsbruck ; Wien
Verlagsname
Haymon
-
... Alles andere als poppig ist auch Ludwig Lahers bei Haymon erschienener Roman "Folgen", der die Geschichte eines schwierigen Erwachsenwerdens aus der Sicht des Sohnes schildert. Als dieser sechs ist, stirbt der Vater und überträgt ihm die Verantwortung für die Mutter und die jüngere Schwester. Mit diesem Ballast beladen, führt der Bub ein seltsames Leben - als Ersatzpartner seiner Mutter. Eine Mumpsinfektion - mit Bauchspeicheldrüsen- und Hodenentzündung! - reißt ihn dann mit 14 von seiner Mutter weg in Freiheit und Selbstbestimmung. Auch diesem Buch gehen zwei Motti voran. Eines davon stammt vom irischen Lyriker Paul Durcan: "Bring me back to the dark school - to the dark school of childhood", heißt es da, und damit ist zweifellos der Stimmgabelton von Lahers Roman angeschlagen: Keine glückliche Kindheit wird hier bilderreich und sprachverliebt ausgemalt, sondern ein wunschloses Unglück faktisch und karg aberzählt - wie ein Abzählreim aus Kindertagen. Erzählt wird aus der Perspektive des Sohnes, der inzwischen 47 ist - so alt wie sein Vater, als dieser starb. Dabei bedient sich Laher immer wieder der Form der direkten Anrede des Vaters, dem zwar nicht gerade der Prozess gemacht wird, der aber doch einiges zu hören bekommt: "Und die Verantwortung, Vater? Du hast Frau und Kind, du hast woanders noch ein Kind und eben hast du, unabsichtlich zwar, sogar ein drittes gemacht. Was soll das blöde Gequatsche von der Gefälligkeit, was bist du diesem Menschen schuldig? Sei bitte vernünftig. Die Mutter rutscht auf den Knien, ich bringe meinen blechernen Brummkreisel zum Rotieren und soll nichts mitkriegen." Diese Form der direkten Anrede hat etwas von der literarisierten Form des in der Realität nicht mehr möglichen Vater-Sohn-Gesprächs von "Mann zu Mann". Lahers Roman liefert, wie es sich nach Handke gehört, die Reflexion über sein Schreiben und dessen Poetik gleich mit. "Irgendwann flutscht man in diese Welt, irgendwann nimmt man sie bewusst war, irgendwann setzt die Erinnerung ein." Mit diesen Worten beginnt eines der interessantesten Kapitel aus "Folgen", in dem in Proust'scher Manier - anhand anekdotischer Erzählungen - über Identität, Bewusstsein und Erinnerung nachgedacht wird. Mit der Erinnerung ist bei Laher (Jahrgang 1955) natürlich auch das Erinnern angesprochen, das aus dem "Niemals vergessen!" gefolgt ist. Dass die Vaterfiguren in seinem Text diesbezüglich alle unter partieller bis totaler Amnesie leiden, ist mittlerweile allerdings ein allzu strapazierter Topos der österreichischen Literatur nach '45. Könnte nicht einer einmal Zeugnis ablegen von einem, der sich erinnert? (Falter)
Manifestation
Titel
Haupttitel
Folgen
Titelzusatz
Roman
Ressource
Buch
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2005
Erscheinungsort
Innsbruck ; Wien
Verlagsname
Haymon
ISBN13
978-3-85218-465-4
ISBN10
3-85218-465-7
Körperschaften
Verlag
Datenträgertyp
Band
Listenpreis
0.00 €
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2005
Erscheinungsort
Innsbruck ; Wien
Verlagsname
Haymon
Verantwortlichkeitsangabe
Verantwortlichkeitsangabe, die sich auf den Haupttitel bezieht
Ludwig Laher
Umfang
205 S.
Kommentare
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Katalogisat importiert von: Wiener Städtische Büchereien
-
... Alles andere als poppig ist auch Ludwig Lahers bei Haymon erschienener Roman "Folgen", der die Geschichte eines schwierigen Erwachsenwerdens aus der Sicht des Sohnes schildert. Als dieser sechs ist, stirbt der Vater und überträgt ihm die Verantwortung für die Mutter und die jüngere Schwester. Mit diesem Ballast beladen, führt der Bub ein seltsames Leben - als Ersatzpartner seiner Mutter. Eine Mumpsinfektion - mit Bauchspeicheldrüsen- und Hodenentzündung! - reißt ihn dann mit 14 von seiner Mutter weg in Freiheit und Selbstbestimmung. Auch diesem Buch gehen zwei Motti voran. Eines davon stammt vom irischen Lyriker Paul Durcan: "Bring me back to the dark school - to the dark school of childhood", heißt es da, und damit ist zweifellos der Stimmgabelton von Lahers Roman angeschlagen: Keine glückliche Kindheit wird hier bilderreich und sprachverliebt ausgemalt, sondern ein wunschloses Unglück faktisch und karg aberzählt - wie ein Abzählreim aus Kindertagen. Erzählt wird aus der Perspektive des Sohnes, der inzwischen 47 ist - so alt wie sein Vater, als dieser starb. Dabei bedient sich Laher immer wieder der Form der direkten Anrede des Vaters, dem zwar nicht gerade der Prozess gemacht wird, der aber doch einiges zu hören bekommt: "Und die Verantwortung, Vater? Du hast Frau und Kind, du hast woanders noch ein Kind und eben hast du, unabsichtlich zwar, sogar ein drittes gemacht. Was soll das blöde Gequatsche von der Gefälligkeit, was bist du diesem Menschen schuldig? Sei bitte vernünftig. Die Mutter rutscht auf den Knien, ich bringe meinen blechernen Brummkreisel zum Rotieren und soll nichts mitkriegen." Diese Form der direkten Anrede hat etwas von der literarisierten Form des in der Realität nicht mehr möglichen Vater-Sohn-Gesprächs von "Mann zu Mann". Lahers Roman liefert, wie es sich nach Handke gehört, die Reflexion über sein Schreiben und dessen Poetik gleich mit. "Irgendwann flutscht man in diese Welt, irgendwann nimmt man sie bewusst war, irgendwann setzt die Erinnerung ein." Mit diesen Worten beginnt eines der interessantesten Kapitel aus "Folgen", in dem in Proust'scher Manier - anhand anekdotischer Erzählungen - über Identität, Bewusstsein und Erinnerung nachgedacht wird. Mit der Erinnerung ist bei Laher (Jahrgang 1955) natürlich auch das Erinnern angesprochen, das aus dem "Niemals vergessen!" gefolgt ist. Dass die Vaterfiguren in seinem Text diesbezüglich alle unter partieller bis totaler Amnesie leiden, ist mittlerweile allerdings ein allzu strapazierter Topos der österreichischen Literatur nach '45. Könnte nicht einer einmal Zeugnis ablegen von einem, der sich erinnert? (Falter)
Sprache der Expression
Deutsch
Titel
Bevorzugter Titel des Werks
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Verfasser/-in
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1319
DR
Lah
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